Frankenhardt / „Der Biber kommt!“, unter diesem Motto waren der Fischerei-Hegebereich Neckar VII e.V. am Samstag, den 12.04.2014 in die Gemeinde Frankenhardt nach Honhardt mit 40 Teilnehmern zur Fachtagung angereist.
Der Fischerei-Hegebereich Neckar VII e.V. besteht aus einem Zusammenschluss der Fischereivereine Ludwigsburg, Pleidelsheim, Freiberg, Ingersheim, Besigheim, Steinheim, mit dem Vorsitzenden Hans Rainer Würfel, die sich mit dem Ihnen noch nicht bekannten Thema Biber auseinandersetzten. Der Fischerei-Hegebereich bewirtschaftet den Neckar von Freiberg bis Besigheim auf ca. 18 km Flußkilometer bzw. 176 Hektar Wasserfläche und hat mit der kommenden Biberzuwanderung bislang wenig Erfahrung. Dazu war Fachreferent Kurt Strauß, Biberschutzbeauftragter des Ostalbkreises eingeladen worden. Organisiert wurde die informative Veranstaltung durch Roland Schiele, Vizepräsident des Verband für Fischerei und Gewässerschutz in Baden Württemberg e.V..
Ebenfalls zu Gast waren der Frankenhardter Bürgermeister Jörg Schmidt und die Vorstandschaft und Gewässerwarte des Angelsportverein Honhardt e.V., die dem sehr aufschlussreichen Vortrag folgten.
Dass die Region zwischen Crailsheim und Ellwangen durch das Übersiedlungsgebiet aus dem angrenzenden Bayern für eine enorme Zuwanderung und Ausbreitung gesorgt hat, zeigten die Inhalte des zweiteiligen Referates. Zu den am stärksten in Baden Württemberg besiedelten Gebieten gehört die Region, von der die weitere Ausbreitung nach Westen fortschreitet.
Angefangen beim Körperbau und der Bibergeschichte, über die Wohn-, Lebens- und Verhaltensweise, die Fress- und Fortpflanzungsgewohnheiten, bis zu Schutzmaßnahmen bei Schäden und Störungen in Ausnahmefällen, gingen die komplexen, sehr informativen und detaillierten Vortragsthemen. Man muss aufpassen, wenn man sich im Gebiet eines Bibers aufhält, denn ein Erdeinbruch in eine Spiel-, Fress- oder Wohnhöhle kann lebensgefährlich werden, insbesondere wenn man alleine ist und nicht mehr aus einem tiefen engen Loch herausklettern kann.
Kurt Strauß als langjähriger erfahrener Biberbeauftragter erklärte anschaulich an vielen Praxisbeispielen das Umfeld und die Gewohnheiten des Bibers. Der Biber ist streng geschützt und darf nicht bejagt werden. Dass manche Versicherung keine Biberschäden bezahlt, davon wurde ebenfalls berichtet, denn der Biber ist aufgrund seines momentanen Schutzstatus kein jagdbares Wild und fällt somit nicht unter die Wildschadensregulierung.
In aller Regel stört der Biber niemanden. Dass es in wenigen Ausnahmefällen, z.B. bei gravierenden land-, forst-, fischerei-, wasser- oder sonstigen gemeinwirtschaftlichen Schäden Ausnahmegenehmigungen im Einzelfall gibt, davon wurde ebenfalls mit Praxisbeispielen berichtet.
Bürgermeister Jörg Schmidt, forderte mit klaren Worten, dass er sich künftig zügigste und einfache Beratung und Entscheidungen seitens des Biberschutzes mit den Verantwortlichen des RP Stuttgart wünscht, was bislang nicht immer der Fall ist. Dass es eigentlich normal ist, dass Biberprobleme schnell gelöst werden, betonte Kurt Strauß dann anschließend im Rahmen seines weiteren Vortrags und seiner eigenen aktiven langjährigen Tätigkeit als Biberschutzbeauftragter. Denn das landesweite Bibermanagement baut auf seine Biberbeauftragten, die die Aufgabe haben, durch rasche, unbürokratische, fachkompetente und praxisgerechte Beratung vor Ort Biber bedingte Konflikte vermeiden zu helfen und bei akuten Problemfällen mit Unterstützung der Biberfachleute des Regierungspräsidiums Stuttgart situationsgerechte gemeinsame Lösungsmöglichkeiten mit den Betroffenen zu erarbeiten.
In der Gemeinde Frankenhardt sind mittlerweile alle kleinen Nebenbäche der Jagst durch den Biber besiedelt, weshalb z.B. die Durchgängigkeit der sensiblen unersetzbaren Forellenwasserbachregionen in Einzelfällen nicht mehr vorhanden ist und auch die Landwirtschaft Schäden vorweist. Am kleinen Bachgewässer Steinbach der zwischen Honhardt und Steinbach/Jagst fließt, wurde nach dem Mittagessen im Gasthaus Rössle/Honhardt, die Bibersituation vor Ort besichtigt. Die bislang biberunerfahreren Fischer der Neckarregion VII konnten mit eigenen Augen, erläutert von Kurt Strauß betrachten, was der Biber am Beispiel einer Bachforellenwasserregion an den verschiedenen Bachgewässerstrecken und seinem Lebensumfeld macht.
Markus Staiger, 1. Vorsitzender